Samstagmittag, 13 Uhr. Seit drei Stunden findet in Göppingens „Neuer Mitte” die Feier des DRK-Kreisverbandes zum 150-jährigen Bestehen des Deutschen Roten Kreuzes statt. Es nieselt. Den ganzen Tag schon, mal mehr, mal weniger. Trotzdem sammeln sich jetzt am frühen Nachmittag erstaunlich viele Menschen rund um den Marktplatz. Unruhige Erwartung ist zu spüren. Eine „Überraschung” war per Presse im Vorfeld angekündigt worden. Was das wohl wird?

Plötzlich lösen sich aus dem Zuschauerpulk junge Leute. Musik ertönt. Sie tanzen. Viele weitere strömen dazu, tanzen mit. Schließlich sind es etwa 150 Jungen und Mädchen, die zu lauten Hits eine einstudierte Choreografie darbieten. Sie stehen in Reihen hintereinander, klatschen, stampfen, reißen die Arme hoch, haben sichtlich Spaß. Ihre Schrittfolgen sind eingeübt und sie wechseln die Tanzrichtung, sodass sie Sichtkontakt zum Rundum Publikum haben. Das begeistert: ein Flashmob zur 150-Jahr-Feier. Im Hintergrund zeigt ein Banner Werbung für die Göppinger Tanzschule Bartholomay, sodass man erkennen kann, mit wem das Rote Kreuz für diesen Gag kooperiert hat.

Die Besucher stört der Regen nicht. Da sie nun eh schon da sind, lassen sie sich locken vom Blaulicht eines Rettungswagens (RTW) und eines Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF). „Vor allem Kinder werden wie ein Magnet angezogen”, erzählt Michael Schmidt von der Göppinger Bereitschaft, der sich als Ansprechpartner beim NEF zur Verfügung stellt. Die Kleinen strahlen, wenn sie in einen „echten Notarztwagen” sitzen dürfen. Ihre Eltern nutzen derweil die Möglichkeit, sich von Michael Schmidt die Technik und die ausgetüftelte Ausrüstung in dem 200 PS starken Audi Q5 demonstrieren zu lassen. Schnell bleiben viele der Passanten stehen und nutzen die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen beziehungsweise hinter die Kofferraum- und Hintertüren zu werfen. Ein Schrank mit Schubladen voller Kleinmaterial für Notfälle, mit Betäubungsmitteln, mit gekühlten Medikamenten oder mit Gegengiften ist über die Seitentür hinterm Fahrer zu finden. Gegengifte? Wer an Schlangen denkt, wird vom Rettungsassistenten aufgeklärt: „Das braucht man zum Beispiel, falls Kinder Spülmittel verschluckt haben, damit das nicht schäumt. Oder bei Vergiftungen durch Drogen oder ähnliches”. Das Interesse der Besucher am Notarztwagen ist groß, beim Rettungswagen gegenüber jedoch womöglich noch größer – immerhin kann man hier, bei Marc Buchberger von der Bereitschaft Hattenhofen, im Trockenen stehen, wenn er Details und Technik im Einsatzwagen präsentiert.

Die Bobby-Cars, die an einer Mini-Rennstrecke hauptsächlich auf kleine Kunden warten, bereiten auch den „großen Rennfahrern” trotz Regen sichtlich Spaß.

Unter einem Pavillon können Passanten und Gäste ein Holzkreuz bestücken, indem sie Steine mit Filzstiften bemalen oder ihre Grüße darauf hinterlassen. Die Glückwunsch-Steine fürs Rote Kreuz sollen in dem Rahmen liegen bleiben und fixiert werden. Viele Steine sind mit Grüßen beschriftet, doch hätte es noch genügend Platz für mehr.

Lose gibt es ebenfalls, und sie werden „gut nachgefragt”, wie Sonja Stamos, die Leiterin der Rotkreuzdienste, sagt. Der Hauptpreis mit zwei Eintrittskarten für „FrischAuf” sei bereits weg, ebenso wie die meisten der attraktiven Preise, die die stellvertretende Kreisvorsitzende Irmgard Weber in wochenlanger Arbeit bei Göppinger Einzelhändlern gesammelt hat.

Sonja Stamos ist auch Projektleiterin des neuesten „Babys” des Göppinger DRK-Kreisverbands, das sie unterm Pavillon bekannt macht: InkA (Interkulturell Aktiv), ein Pilotprojekt zur interkulturellen Öffnung, mit dem Menschen mit Migrationshintergrund für die Arbeit beim Roten Kreuz begeistert werden sollen.

Ab 14 Uhr wird abgebaut, der Regen hat gewonnen. Inzwischen ist selbst in Göppingens guter Stube leider fast nichts mehr los.